1.6 Rückblick

1.6.1 Marktsituation 2023


Die insgesamt im Inland produzierte Fleischmenge zeigt gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang (-2,6%). Auch die Importe gingen zurück. Das Gesamtangebot von 436359 Tonnen Fleisch lag damit 3,5% unter dem Angebot vom letzten Jahr. Bezogen auf die immer noch wachsende Bevölkerung bedeutet dies, dass statistisch pro Person weniger Fleisch nachgefragt wurde, unter der Annahme, dass nicht wesentlich mehr Fleisch im Ausland eingekauft wurde als im Vorjahr.

Nachwirkungen der Turbulenzen im Schweinemarkt

Die Situation des Überangebots im Schweinemarkt verschärfte sich gegen Ende 2022 und hatte Nachwirkungen bis ins 2023: Der Export von Schweinefleisch und -produkten war gegenüber dem Vorjahr knapp 60% höher, mehr als doppelt so hoch wie 2021. Damit konnte zur Entlastung des Marktes beigetragen werden. Die Korrektur des Überangebotes von Schweinefleisch im 2022 zeigte Wirkung, die Inlandproduktion nahm 2023 um 5,6% ab.

Geflügelproduktion sinkt erstmals leicht

Die Geflügelproduktion im Inland nahm 2023 gegenüber den Vorjahren erstmals um 1% ab. Auch die importierte Menge nahm leicht ab (–1,4%). Damit stand 2023 für die 9 Millionen in der Schweiz lebenden Personen rund 14,7 kg pro Kopf zur Verfügung. Das ist ungefähr ein halbes Grillhähnchen weniger als letztes Jahr.

Angebot ist nicht gleich Konsum

Auch im 2023 nahm die Diskussion um «Fleisch essen oder nicht» viel Raum ein. Für Verwirrung und Fehlinterpretationen sorgen oftmals die unterschiedlichen Zahlen: Nicht nur wird dadurch die internationale Vergleichbarkeit erschwert, auch innerhalb der Schweiz werden unterschiedliche Zahlen verwendet. Was häufig als jährlicher «Konsum» betitelt und entsprechend kritisiert wird, ist in Tat und Wahrheit die «Menge des grundsätzlich zur Verfügung stehenden Fleisches», also die Menge, die in der Gastronomie und im Detailhandel angeboten wird. Die von Proviande ausgewiesenen Zahlen zeigen einzig die verfügbare Menge an Fleisch und nicht die Menge an Fleisch, welche effektiv auf der Gabel und damit im Mund landet. Gemäss groben Schätzungen werden etwa 75% vom Angebot von der Bevölkerung wirklich gegessen. Der restliche Viertel sind Knochen oder vor dem Verzehr weggeschnittenes Fett, Lebensmittelverluste wie zum Beispiel aufgrund eines abgelaufenen Haltbarkeitsdatum entsorgtes Fleisch oder auch Frischfleisch, das an Haustiere verfüttert wird (all dies wird als Food Waste bezeichnet). Auch ist im zur Verfügung stehenden Angebot (2023: 48,43 kg pro Kopf) der private Import von Fleischprodukten nicht erfasst.

Wieviel Fleisch effektiv konsumiert und damit für Empfehlungen des Bundes zur gesunden Ernährung relevant ist, wurde das letzte Mal 2014/2015 mittels der nationalen Verzehrstudie menuCH des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV erhoben. Mit dem gemäss menuCH ausgewiesenen Verzehr 106 Gramm pro Person und Tag, ergäbe sich für 2014 ein Verzehr von rund 40 kg pro Jahr (angeboten wurden damals 52,3 kg pro Person und Jahr). Im Vergleich zu den 25 jüngsten nationalen Verzehrstudien an Erwachsenen in Europa, die zwischen 2003 und 2019 durchgeführt wurden und in denen ein Fleischkonsum von durchschnittlich 108 bis 197 Gramm pro Tag ermittelt wurde, liegt der Schweizer Konsum von 2014 an letzter Stelle.

Vegane Alternativen: Trend oder langfristige Ernährungsumstellung?

Das Angebot an Fleischalternativen ist gewachsen und wird intensiv beworben. Allerdings konnte der Anteil der im Detailhandel abgesetzten pflanzlichen Alternativen – trotz intensiver Werbung – in Relation zum Gesamtmarkt gegenüber dem Vorjahr nicht gesteigert werden. Der Anteil lag 2023 bei 3,1% (Vorjahr 3,2%). Der unterdessen medial breit thematisierte «Veganuary» zeigte auch 2023 lediglich kurzfristige Wirkung. Der Anteil der Personen, die nie Fleisch essen oder überhaupt auf tierische Produkte verzichten, hat sich kaum verändert. Schweizweit sind dies knapp 50000 Personen.

 

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